Wenn es hier eine Rubrik "unvorstellbar" gäbe, dann würde die Idee, dass jemand anderes als Susa die Wein-Empfehlungen für unser Weihnachtsmenü gibt, weit vorne im Ranking der Unmöglichkeiten liegen.
Fast so weit vorne, wie dass ich einspringe. Musste ich aber zum Glück nicht. Also nicht wirklich.
Weil ich den Herrn Susa, der ja schon immer an den Empfehlungen beteiligt war, überreden konnte, die Weinbegleitung zusammenzustellen. Nur zum Schreiben hat er sich leider noch nicht hinreisen lassen.
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Meursault / Karel de Graf / Les Navaux 2013 |
Fangen wir also mit dem Aperitif an; da geht Champagner, Cremant oder Winzersekt natürlich immer. Ebenfalls vorstellbar ist ein wacholderlastiger Gin mit Gurke, oder wenn es alkoholfrei bleiben soll, kann ich mir ein kräftig kohlesäurehaltiges Mineralwasser mit etwas Ingwer-Original Konzentrat vorstellen.
Aber um zum eigentlichen Tipp zu kommen: "Jakobsmuschel ist Meursault!". Und Herr Susa hat uns da mit Karel de Graf / Les Narvaux
2013 einen besonders schönen, sogar im gerade noch bezahlbaren Bereich, rausgesucht. Der Wein ist übrigens auch dann eine Empfehlung, wenn es gerade keine Jakobsmuscheln gibt.
"Für eine Rilettte fällt mir spontan sofort Provence ein. Warum da nicht einen Bandol nehmen. Jean Pierre Gaussen ist ein Urgestein und macht einzigartige Weine. Immer einen Besuch wert!"
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Bandol/ Jean Pierre Gaussen 2009
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"Zum Perlhuhn bin ich etwas unentschlossen. Einerseits verlangt der Leo mit
seinem Chauteau Rauzan-Segla seinen Bordeaux. Andererseits könnte ich mir auch gut noch
etwas aus dem Burgund vorstellen. Ein Comte de Vogue hat mich noch nie enttäuscht!"
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Burgund/ Comte de Vogue/Chambollle Musigny 2001 | Bordeaux Rauzan Segla 1986 |
Am besten Beide nehmen, nach dem Essen möchte man ja auch gerne noch ein wönziges Schlöckchen.
Und in der alkoholfreien Variante kann jetzt der Blubber kommen. Die Cuvée Nr. 7 von der Manufaktur Jörg Geiger, mit Zwetschke, Birne und Zitronenverbene müsste mit den Morcheln und dem Perlhuhn zusammen ziemlich Spaß machen.
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Château Guiraud 1997 |
"Die beiden nachfolgenden Weine stellen sich eigentlich selber auf. Zum Käse passt mit Sicherheit der Sauternes. 97 war bei den Roten kein großes Jahr. Im Sauternes aber fantastisch."
Also ich will mir ja nicht auf die Schulter klopfen, aber ich hätte niemals nie nicht eine andere Idee gehabt. Überhaupt ist Sauternes ganz selten verkehrt und immer mehr als eine Verlegenheitslösung.
Und die Alternative liegt ebenfalls auf der Hand: Konstantinopeler Apfelquitte, van Nahmen, mit stillem Mineralwasser verdünnt.
Die Begleitung des Desserts in der Variante mit "ohne Alkohol" ist schlicht ein guter Kaffee, Espresso oder ein Earl Grey Tee.
Und den Schlussworten von Herrn Susa schließe ich mich, wenngleich ich den Bernhardiner nicht kannte, voll umfänglich an:
"Zum Abschluss sollte beim Dessert der Passito von Kiemberger passen. Das Etikett mussten wir später selbst aufkleben, die Flaschen waren noch nicht fertig. Der Vater vom Norbert Kofler hat sie uns mit der Post geschickt. Ein wunderschöner Besuch auf diesen Weingut. Leider verstarb kurz darauf der nette alte Bernhardiner; bleibt unvergessen.
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Südtirol / Kiemberger / Passito
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Abschließend noch ein Tipp zur Musikbegleitung:
Zu einem solchen Menü muss schon was besonders her: Danil Trifonov, Transcendental ist da absolut angemessen. Fantastische Liszt Interpretation. Für mich die CD des Jahres!"
Das war es dann auch schon wieder, mit dem diesjährigen Hundertachtziggrad-Weihnachtsmenü. Hat wieder Spaß gemacht, vielen Dank auch an Herrn Susa, hoffentlich bald wieder!
Und während hier noch die großen Etüden des Paganini in E-Moll erklingen, die kompletten Links.
Vorspeise - Rillette vom Ochsenschwanz in knuspriger Brotschale mit grünem Salat
Hauptgang - Perlhuhn mit Briochefüllung, Morchelrahmsauce und Moscato-Trauben
Hauptgang - Perlhuhn mit Briochefüllung, Morchelrahmsauce und Moscato-Trauben
Und hier die Vorjahre:
2015: Mit Sternenzerstörer...
2014: Vegetarisch für die Luzie
2013: ein Menü mit Gerichten aus unserer jeweiligen Heimat
2012: ganz im Zeichen von KuK
2011: Klassiker neu interpretiert
2010: unser allererstes 180° Weihnachtsmenü
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